Robinson Crusoe

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Ehrlich gesagt hatte ich früher nie das Buch gelesen und hatte nur die kryptische Ahnung von lange allein auf einer Insel in der Karibik, irgendwann taucht Freitag auf, wird gerettet.

Das Stück im Burgtheater hat mir eigentlich sehr gefallen und war der Auslöser mir das Buch reinzupfeifen. Wie so oft, war die Enttäuschung über das Stück im Nachhinein gross. Was ich erst im Nachspann des Buches erfuhr, war bis 1900 also knapp 300 Jahre eine abgespeckte und in wesentlichen Teilen veränderte Kinderversion (pädagogisch wertvoll) im Umlauf und scheint die Urfassung bis heute verdrängt zu haben, was sich wohl auch in der Inszenierung des Burgtheaters niedergeschlagen hat.

Nichtsdestotrotz sind beide Versionen sehr zu empfehlen. Das Buch habe ich sehr genossen. Vor allem weil es Einblicke in das Leben und Reisen vor 400 Jahren gibt. Planst Du eine Seereise über den Atlantik kann alles passieren: du hat keinen Wind, falschen Wind, so dass Du nicht wegkommst. Du kenterst oder wirst überfallen und versklavt oder du wirst getötet. Du must die Besatzung eines anderen Schiffes retten, was deine Reise auch verzögert. Du verlierst den Kurs und geisterst erstmal wieder etwas durch die Gegend. Die Sachen passieren einfach und kein Mensch kriegt es mit, ist aber auch nicht verwundert, wenn Du erst zwei Jahre später als geplant wieder auftauchst. Zeit spielt keine Rolle. Musst Du halt 5 Monate warten bis die Karawane loszieht. Oh, Wintereinbruch, egal, Warte nochmal 6 Monate. Auch wenn Du eventuell die Möglichkeit hattest zwischendurch Briefe zu schreiben, ist nicht sicher, ob sie ankommen, weil denen schliesslich das Gleiche widerfahren kann. Kein Mobiltelefon, kein GPS, kein Geldautomat, kein Blog, keine Liveübertragung, kein Publikum, was Dich erlöst. Nichts.
Ganz zu schweigen von den anderen Themen wie Vater vs. Sohn, Religion + Zivilisation + Sozialisation vs.“Wildheit“, Humanitas etc.

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