SPI – Postkarten

Das Ganze fing schon Ende der 80er Jahre an, als ich die ersten Urlaube mit Freunden machte. Damals schrieb man noch Postkarten, nicht nur an seine Eltern, sondern auch an Freunde – also echte, reale Freunde. Nicht so „Daumen-hoch“ F***book Typen.

Erst hatte ich die wage Theorie, dass die Post alles, was sich im Briefkasten befand, befördern musste, also auch Postkarten ohne Briefmarken. Zunächst war es latenter Geiz, dann wurde es sportlich. Also sparten wir die Briefmarken und versendenten lauter Postkarten, die auch tatsächlich – meisstens zumindest – von der Post abgestempelt ankamen. Später zeichneten wir dann die Briefmarken, recycleten schon benutzte (die sogenannte Mehrwegbriefmarke) oder klebten kleine „Bilder“ drauf. Das Tolle war: alles wurde abgestempelt und erreichte den Empfänger.

Irgendwann in der Mitte der 90er Jahre verstand dann die Post keinen Spass mehr und verlangte von dem nichtsahnenden Empfänger so was blödes wie Nachporto. Da war der Spass lantent vorbei. Nicht für uns natürlich. Da ging es erst richtig los.

Nachdem wir vorher meistens konventionelle Postkarten benutzten und der Spass hauptsächlich darin bestand, den grössten Nonsense draufzuschreiben und darauf zu hoffen, dass die Karte auch wirklich ankam – egal von welchem Ausland -, verlagerte sich nun das Interesse mehr auf das Objekt „Postkarte“.

Leider hatte ich es damals vesäumt alle Karten zu fotografieren – war ja auch noch alles analog, und einer der Hauptempfänger ist seit 3 Jahren nicht in der Lage vernünftige Fotos von den Anfangsobjekten zu machen, daher fällt die Auswahl recht schmal aus. Ich erinnere mich noch gut an eine plattgetretene Diebels Alt Dose, in der sich eine Kopie von T. C. Boyles Kurzgeschichte vom Fliegenmenschen befand, die ich zum Geburtstag bekam.

Viele Postkarten waren wie „Chinese Architekt“. Man fand irgendwo was, kopierte und klebte es auf Karton, beschrieb die Rückseite und ab in die Post. Dann gab es einige Materialexperimente mit Bläschen- und Bautenschutzfolie und schliesslich kam die Phase „Postkarte mit Inhalt“. Es fing an mit dem legendären Sülzkotlett. Die erste readymade Postkarte mit einer Auflage von 4 Stück. Kam als Weihnachtskarte ganz gut an.

Nachdem die Karte „SPI  RULEZ“ allerdings nicht ihr Ziel erreicht hatte und auch der danach mehrfach abgesendete Steckbrief keine Wirkung hatte, stellte sich die Frage, ob die Post noch als Kooperationspartner in Frage kam, wenn sie „Kunstdiebe“ beschäftigt. Es liess sich auch keine Regel feststellen, welches Objekt durchkam, welches nicht. „Urmasse“ kam zum Beispiel an, „Prost“ wieder nicht. Man war also etwas der Willkür des Posttribunals – Daumen hoch oder Daumen runter – ausgesetzt.

Im Moment findet ein Prozess der strategischen Neudefinition statt. Mal sehen, was dabei rauskommt.
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2 Responses

  1. Vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich habe mal darüber nachgedacht grössere Mengen zu produzieren. Allerdings bin ich dann zu dem Schluss gekommen, Unikate seien besser.

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